Schwarz-Rot-Gold: ein Stück deutsche Geschichte

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Untrennbar verbinden wir die Farben Schwarz, Rot und Gold mit der deutschen Nationalflagge. Doch woher stammt dieses Dreifarb, wie man die Fahne noch im 19. Jahrhundert nannte?

Lasst uns tief in die Geschichte eintauchen und die Wurzeln der deutschen Flagge erkunden, ihre Entstehung und historische Bedeutung. Betrachten wir die Rolle der 3 Farben in den entscheidenden Augenblicken der deutschen Geschichte, vom Mittelalter über die Revolution von 1848 bis in die heutige Zeit.

Steckbrief der schwarz-rot-goldenen Deutschlandfahne

Proportionen Flagge5 : 3 (Breite zu Höhe)
Verhältnis der Streifenbreiten1 : 1 : 1 (schwarz/rot/gold)
Erste geschichtliche ErwähnungMai 1832, Hambacher Fest
1. Offizielle Festlegung1848, Frankfurter Bundestag, Deutsche Nationalversammlung
Geltende Bestimmung13. November 1996, Anordnung über die deutschen Flaggen

Warum ist die deutsche Flagge Schwarz-Rot-Gold?

Mittelalter

Schwarz-Rot-Gold im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation

Das Heilige Römische Reich

Bereits im mittelalterlichen Wappen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (962 – 1806) finden wir die Farben Schwarz, Rot und Gold in Wappen und Bannern.

Ob dies bereits der Ursprung für unsere heutige Nationalflagge ist, kann nicht belegt werden. Auch die These, dass die Uniformen des Lützower Freikorps aus den Befreiungskriegen gegen Napoleon (1813/14) als Vorlage dienten, ist umstritten.


1813 – 1815

Die Lützower Jäger

Anfang des 19. Jahrhunderts herrscht Napoleon über weite Teile Europas. Zu dieser Zeit besteht Deutschland noch aus vielen souveränen Staaten, wie beispielsweise Thüringen, Preußen und Sachsen. Um die Herrschaft Frankreichs zu beenden, entstehen in den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 unzählige Freiwilligenverbände – unter ihnen die Lützower Jäger.

Napoleon
Uniform des Lützower Freikorps (Grafik nach historischer Vorlage)

Für ein einheitliches Aussehen färben die Freiwilligen aus den unterschiedlichen Ländern ihre Uniformen in schwarz. Eine Farbe, die einfach zu bekommen ist und alle anderen Farben gut überdeckt. Rote Vorstöße an Aufschlägen, Kragen und Kanten der Waffenröcke übernimmt man kurzerhand von den preußischen Heer-Uniformen. Die goldfarbenen Knöpfe komplettieren das Bild.

Eine entscheidende militärische Rolle spielten die Lützower in den Befreiungskriegen nicht, doch ihre Uniformen gelten als möglicher Ursprung der heutigen deutschen Bundesfarben.


1817

Die Flagge der Jenaer Urburschenschaft (Grafik nach historischer Vorlage)

Die Jenaer Burschenschaft

Später übernahmen die Studenten der Jenaer Ur-Burschenschaft die Farben. Viele ihrer Mitglieder hatten ihren Dienst bei den Lützower Jägern getan. Ihre rot-schwarz-rote Streifenfahne mit einem goldenen Eichenzweig entstand wohl im Glauben, dies seien bereits die offiziellen Farben des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gewesen.

In Ihrem Kampf um ein geeintes Deutschland trafen sie sich 1817 auf der Wartburg in Eisennach und forderten ein einiges und freies Vaterland, Presse- und Versammlungsfreiheit und eine neuzeitliche Verfassung.

Die Geburtsstunde der deutschen Flagge

1832

Schloss Hambach

Das Hambacher Fest

Erwiesen ist jedoch, dass die heute geltende Farbkombination erstmals im Mai 1832 beim Hambacher Fest auftauchte. Tausende Studenten, Professoren, Handwerker und demokratisch gesinnte Bürger trafen sich im Hambacher Schloss (Rheinland Pfalz) zu größten politischen Massenveranstaltung der damaligen Zeit.

Zum Zeichen ihres Strebens nach Einheit, Freiheit und Demokratie schwenkten sie die Schwarz-Rot-Goldene Trikolore und trugen Kokarden (kranzförmige Abzeichen) die eigens für dieses Treffen gefertigt wurden.


1848/49

Die Märzrevolution

Spätestens seit der deutschen Revolution von 1848/49 etablierten sich die Farben endgültig als Zeichen für ein freies, demokratisches und geeintes Deutschland. Schließlich verkündet am 9. März 1848 der Deutsche Bundestag Schwarz-Rot-Gold zukünftig als Bundesfarben zu verwenden. Nach den ersten freien Wahlen im Mai 1848 tritt erstmals die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche zusammen. Sie beschließt am 31.7.1848 Schwarz-Rot-Gold als Farben für die Fahne des neu zu gründenden Deutschen Reiches.

Doch die Debatten zu einer neuen Verfassung dauern fast ein Jahr. Diese Zeit nutzen die Fürsten und rüsten zum Gegenschlag. Letztendlich scheitert die Revolution. Viele in der Paulskirchen-Verfassung festgelegten Grundrechte werden wieder außer Kraft gesetzt.


1871

Otto von Bismarck

Reichskanzler Bismarck

Mit der Krönung König Wilhelm 1. zum Kaiser entsteht 1871 endlich der erste deutsche Nationalstaat. Darauf folgt wenig später die Ernennung Otto von Bismarcks zum ersten deutschen Reichskanzler. Auf sein Drängen verschwinden die Farben der Revolution und werden durch ein schwarz-rot-weißes Banner ersetzt.


1892

Das deutsche Kaiserreich

Und schließlich übernimmt 21 Jahre später auch das deutsche Kaiserreich die Farbgebung in ihre Nationalflagge. So pflegt man die schwarz-rot-weiße Tradition weiter – den Farben des Norddeutschen Bundes und des preußischen Adels.

Kaiser Wilhelm I.

Die deutsche Fahne im Wandel – der Flaggenstreit

1919

Die Weimarer Republik

Erst nach dem Ende des Kaiserreichs und der Proklamation der Weimarer Republik, kehrt Deutschland zu Schwarz-Rot-Gold zurück. Offiziell legt dies die Reichsverfassung am 11. August 1919 fest.

Friedrich Ebert

Doch in der jungen Republik bleibt die Farbgebung weiter ein Streitthema, das sich noch über Jahre hinzieht. Eine von Reichspräsident Friedrich Ebert im September 1919 eingeführte Reichskriegsflagge wird von der Marine schlichtweg ignoriert.

Mit der Verordnung über die deutschen Flaggen vom 21. April 1921 erhalten sowohl Reichskriegsflagge als auch die deutsche Handelsflagge lediglich ein kleines schwarz-rot-goldenes Obereck (Gösch) auf den ansonsten schwarz-weiß-roten Flaggen.


Die Deutschland Fahne in der Zeit des Nationalsozialismus

1933

Hindenburg und die Hakenkreuzfahne

Doch noch einmal muss Schwarz-Rot-Gold gänzlich weichen. Per Erlass des Reichstagspräsidenten Paul von Hindenburg vom 12. März 1933 kehrt Deutschland zu einem schwarz-weiß-rot Banner zurück, welches zusammen mit der Hakenkreuzflagge gehisst werden soll. Durch das Reichsflaggengesetz vom 15.9.1935 ersetzt der Reichstag schließlich die deutsche Flagge durch die Hakenkreuzfahne als einzig gültige Reichs- und Nationalflagge Deutschlands.

Sie wird zum Symbol und einem weltweit bekannten Zeichen für Hass und Unterdrückung.


Die Teilung Deutschlands: Schwarz Rot Gold in Bundesrepublik und DDR

1945

Die Entscheidung der Siegermächte

Mit dem Sturz des NS-Regimes 1945 endet das wohl dunkelste Kapitel deutscher Geschichte und damit die Zeit der Hakenkreuzfahne. Mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 1 betreffend der Aufhebung von NS-Recht vom 20. September 1945 verbieten die Siegermächte die Fahne offiziell – und das ist sie bis heute.


1950

Deutschland ohne Flagge

Damit besitzt Deutschland keine offizielle Nationalflagge mehr. Als Ersatz nutzen deutsche Schiffe deshalb bis 1950 einen C-Stander – eine leicht veränderte Flagge des Buchstabens C aus dem internationalen Flaggenalphabet.


1949

Flagge der DDR: schwarz-rot goldenes Fahne mit Emblem

Deutsche Flaggen in Ost und West

Mit der Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 besinnt man sich auf die Farben der Weimarer Republik zurück. Sowohl die Bundesrepublik Deutschland als auch die Deutsche Demokratische Republik übernehmen Schwarz-Rot-Gold in ihre Nationalflaggen. 1959 ergänzt die DDR ihre Fahne durch ein Staatswappen mit Hammer und Sichel in einem Ährenkranz.

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Die Bedeutung der deutschen Flagge nach der Wiedervereinigung

1990

Artikel 22 Absatz 2 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland

Nach dem Fall der Berliner Mauer beginnt eine neue Ära – denn die Geschichte der Deutschlandfahne ist eng mit der Wiedervereinigung von Ost- und West verbunden. Die heutige deutsche Flagge, mit ihren drei horizontalen Streifen in Schwarz, Rot und Gold, symbolisiert somit auch die Zusammenführung beider Staaten und wird 1990 offiziell die Nationalflagge des geeinten Deutschlands.

Geltende Bestimmung: Anordnung über die deutschen Flaggen vom 13. November 1996 (Bundesgesetzblatt Jahrgang 1996 Teil 1 Nr. 59, Seite 1729)

Das Bundesministerium des Innern empfiehlt für Fahnenstoffe folgende Farbtöne:

  • RAL 9017 (Verkehrsschwarz)
  • RAL 3020 (Verkehrsrot)
  • RAL 1028 (Melonengelb)

Die Flagge der Einheit

dass die Flagge vor dem Berliner Reichstagsgebäude die offizielle Bezeichnung Flagge der Einheit trägt?

Fazit

Die Entstehungsgeschichte der deutschen Flagge ist ein Spiegelbild der deutschen Geschichte, geprägt von Teilung und Wiedervereinigung, Konflikt und Versöhnung.

Benutzen darf die schwarz-rot-goldene Deutschlandfahne laut Verfassung übrigens jeder:

Die Bundesflagge (ohne Bundesschild) darf von jedermann jederzeit und überall verwendet werden. Eine Grenze zieht hier das Strafgesetzbuch mit dem Verbot der Verunglimpfung (§ 90 a StGB).

Bundesministerium des Inneren

Quellen:



Über Maike
Durch ihre langjährige Erfahrung als Gruppenleiterin im Bereich Grafik kennt Maike sich bestens mit den Themen Datenprüfung, Druckdaten, Vektor- und Bildbearbeitung aus. Mittlerweile bloggt sie mit großer Leidenschaft und textet außerdem für unseren Onlineshop Vispronet®.
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